Montag, 11. Februar 2008

Mais in Bern

Daniela Koller Wenn sich schon alle mit dem Thema Mörgeli-Mengele beschäftigen, muss ich doch auch noch meinen Senf dazu geben. Hat er nun oder hat er nicht…mit Absicht unseren werten SVP-Mediziner mit dem KZ-Monster verglichen? Die Rede ist von Bundespräsident Pascal Couchepin, der während einer Kommissionssitzung vergangene Woche (aus Versehen) SVP-Nationalrat Christoph Mörgeli mit dem deutschen Arzt Josef Mengele verwechselt hat. Der Versprecher wäre eigentlich nichts Spektakuläres, wäre dieser besagte Mediziner nicht einer der grausamsten Nazi-Ärzte gewesen, der während des Zweiten Weltkriegs im Konzentrationslager von Auschwitz sein Unwesen trieb und dabei viele Menschen auf schlimmste Art und Weise ermordete. Da Couchepin Mörgelis Parteikollegen und Alt-Bundesrat Christoph Blocher in der Vergangenheit bereits mit dem Duce (Mussolini) verglichen hat, erstaunt es wenig, dass man (insbesondere die SVP) sich fragt, ob es Absicht oder – wie der Bundespräsident behauptet – nur ein Versprecher war. In der Sonntagspresse veröffentlichte Mörgeli schliesslich Auszüge aus der Tonaufnahme der Sitzung, welche eigentlich vertraulich, d.h. der Öffentlichkeit nicht zugänglich sind. Er begründet sein Vorgehen damit, dass Couchepin durch seine Äusserungen zur Verwechslung Mörgeli-Mengele das Kommissionsgeheimnis bereits gebrochen habe. Das offizielle Sitzungsprotokoll lag am Sonntag allerdings noch nicht vor, wird aber sicher bald folgen.
Zusätzliche Brisanz wird der Affäre zusätzlich durch ein Interview des Schweizer Fernsehens mit Mörgeli verliehen, welches am vergangenen Mittwoch ausgestrahlt wurde. Der SVP-Nationalrat wurde dabei auf dem Parkplatz der KZ Buchenwalds gefilmt, was laut dem stellvertretenden Direktor von Buchenwald, Rikola Lüttengau, ein Verstoss gegen das Drehverbot auf dem ganzen Areal des ehemaligen KZs sei.
Die FDP ihrerseits hat bereits eine Aussprache mit ihrem Bundesrat angekündigt und die SVP wird die Angelegenheit sicher noch eine Weile weiterziehen. Nachdem das Kollegialitätsprin-zip des Bundesrates schon einige Male angekratzt wurde, scheint auch das Kommissionsge-heimnis an Bedeutung verloren haben. Fragt sich ernstlich, wie es nun weitergehen soll mit der Schweizer Politik…

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