Sonntag, 14. September 2008

Daniela Koller Was in verschiedenen Kantonen der Schweiz häufig diskutiert, aber erst in Glarus umgesetzt wurde, erlebt in zwei Wochen in unserem Nachbarland Österreich eine Premiere. Die Rede ist vom aktiven Wahlrechtalter 16 auf nationaler Ebene. Wenn in 14 Tagen der Nationalrat gewählt wird, dürfen auch die 16- und 17-Jährigen einen Wahlzettel in die Urne legen. Dies ist in dieser Form in keinem anderen Land in Europa, ja sogar weltweit, der Fall – mit einer Ausnahme. In Jugoslawien gilt ebenfalls, dass Jugendliche ab 16 Jahren auf nationaler Ebene wählen können, allerdings nur diejenigen, welche berufstätig sind.

Bereits haben die österreichischen Parteien begonnen, vor Schulen für ihre Kandidaten zu werben. Die Schule als „Ort der Politisierung“? Dass im Rahmen des Unterrichts, wo am meisten Jugendliche erreicht werden können, die verschiedenen Parteien, ihren Parolen und Programmen besprochen werden, ist sicher sinnvoll. Es wäre allerdings zu begrüssen, wenn politischen Themen dieser (und natürlich auch allgemeiner) Art nicht erst durch konkrete Vorbereitung auf Wahlen ihren Weg in die Schulzimmer finden würden. Klar ist fraglich, ob sich trotz aller Bemühungen ein Grossteil der Jugendlichen aktiv für Politik interessieren lässt und schliesslich an die Urne geht. Oder ob die Angesprochenen genau gegen diese „Politisierung“ aufbegehren und den Wahllokalen fernbleiben.

In zwei Wochen werden wir sehen, in welchem Ausmass sich junge Menschen zwischen 16 und 18 Jahren tatsächlich für die nationale Politik interessieren. Die Resultate können auch für die Schweiz spannend sein, denn die Voraussetzungen in Österreich sind jenen in der Schweiz sehr ähnlich. Je nach Höhe der Wahlbeteiligung bei den 16- bzw. 17-jährigen Neuwählern wäre es an der Zeit, die Diskussion um die Herabsetzung des Stimmrechtalters in Schweiz ernsthaft wieder aufzunehmen. Man kann also gespannt sein, was sich in zwei Wochen bei unsern Nachbarn zutragen wird.

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